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Die Emotion darf nicht sein

Kennst du das. Du bist bei deinem Pferd. Alles ist eigentlich wie immer. Allerdings dreht es dir schon am Anfang den Hintern zu. Komisch. Du putzt und machst euch reitfertig. Dein Pferd will heute nicht so richtig stehenbleiben. Etwas nervig ist das schon. Ist sonst ja auch nicht so. Der Tag heute war aber auch nicht so ganz ohne. Dein Chef hatte mal wieder seltsame Vorstellungen, wie deine Arbeit auszusehen hat und zuhören gehört nun wirklich nicht zu seinen Stärken. Aber was will man tun, außer sich still zu ärgern. Ist ja der Chef! Das Blöde ist nur, irgendwie ist der Ärger immer noch da. Er konnte ja nicht raus. Aber egal, einfach nicht dran denken, dann geht es schon wieder weg. So wie immer.

Emotion im Sattel

Du gehst auf den Platz und steigst auf. Irgendwie ist heute der Wurm drin. Dein Pferd ist zappelig. Nicht schlimm, aber einfach nicht so gelassen wie immer und nicht so ganz bei der Sache. Ärgerlich. Deine Geduld, die ja, wie wir alle wissen, immer mit am und auf dem Pferd sein sollte, wird immer weniger. Sonst klappt das alles doch auch. Genervt.

Wer kennt solche sehr menschlichen Situationen nicht. Eigentlich ist alles “normal” und doch klappt es irgendwie nicht. Und je mehr du merktst, dass es nicht klappt, desto weniger läuft es. Noch mehr Ärger. Hattest du doch heute schon genug davon. Und dann kommt sie die Emotion, die nicht sein darf. Die keiner haben will, die uns als Kind schon aberzogen wird, die nicht gesellschaftsfähig ist. Und die am Pferd schon mal gleich gar nichts zu suchen hat. Danach fragt sie aber nicht, wenn sie mal da ist….

DIE WUT…

…auf den Chef, die Arbeit, das Leben an sich und dann natürlich auch auf dich selber. Dass du das nicht im Griff hast. Dass du dich nicht im Griff hast, die Wut nicht weggeschlossen lassen kannst und sie dir ausgerechnet hier wieder begegnet.

Allerdings gehört auch sie zu uns. Zu unseren grundlegenden Emotionen. Jedes Kind kennt sie und lässt ihr noch ungezwungen freien Lauf, wenn ihm etwas nicht passt. Lauthals, aus voller Brust und von ganzem Herzen. Das befreit! Und dann bekommen sie es aberzogen, die Kinder. Stück für Stück. Das macht man nicht. So benimmt man sich nicht. Wie sieht das aus und was denken die Leute. So mag ich dich nicht. Du sollst doch brav sein. Die Kinder lernen sie zu verdrängen, die Wut. Sie wegzuschieben, einzupacken. Keine Erleichterung mehr. Aber die Leute sind zufrieden. Brav!

Warst du auch mal Kind?

Dann kennst du das vermutich so oder so ähnlich. Bist du ein Mann? Dann hast du es noch etwas besser. Wut ist eine eher männliche Emotion. Ein Mann verleiht ihr leichter und eher Ausdruck. Wie gesagt. Das ist männlich. Bist du eine Frau? Dann sieht es vermutlich etwas anders aus. Frauen kanalisieren die Wut oft auf sich selber. Sie schliessen sie ein. Nur nicht rauslassen. Immer schön brav sein. Die anderen mögen das ja nicht, wenn man ihnen die Meinung sagt. Wie es dir aber damit geht, interessiert keinen. Sieht man ja auch nicht.

Meine Wut – deine Wut

Die Sache ist nur die – egal ob Frau oder Mann, die Wut ist dieselbe. Sie will genauso gefühlt werden und zum Ausdruck kommen. Was also passiert mit der Wut, wenn sie nicht raus darf und immer schön “gesammelt” wird? Das Problem ist nämlich, aberziehen geht nicht. Sie gehört einfach zu uns wie unsere Nase. Die kann auch nicht aberzogen werden. Und unterdrücken und verleugnen? Sie ist ein Teil von uns. Du unterdrückst und verleugnest dich letztlich selbst damit. Du lebst gegen dich und deine Bedürfnisse. Das hat Konsequenzen. In erster Linie für dich.

Wutkörper

Wut ist eine sehr mächtige und wirkungsvolle Emotion. Sie enthält sehr viel Energie. Nach außen gebracht, “trifft” es einen anderen. Der ist meistens nicht sehr begeistert von der heftigen Entladung. Dir geht es emotional danach aber besser. Der Druck ist weg. Wenn du sie aber immer und immer wieder in dir einschliesst, sie keinen Ausdruck findet, dann fängt sie in die an zu wirken und zu leben. Die Energie ist gebunden. Das kostet Kraft, sie da zu behalten. Immer mehr. Die Wut bekommt immer mehr ein Eigenleben. Du spürst das vielleich erstmal als den “Kloß im Hals”. Oder durch ein Magendrücken. Manchmal ist es auch ein “Stein auf der Brust”. Das sind erste Signale deines Körpers, dass hier was in die falsche Richtung läuft. Ignorierst du das weiterhin, wachsen sich die Signale aus zu einem immer größer werdenden inneren Druck. Schmerzen entstehen. Der Druck wird immer größer. Du wirst immer weniger belastbar, deine Nerven reagieren überreizt, dein Herz reagiert mit erhöhter Frequenz und du hast das Ganze immer weniger unter Kontrolle.

Der Kessel bekommt Risse

Einmal eingeschlossen, wird sie immer mächtiger. Der Druck auf deinen inneren “Kessel” wird immer größer und irgendwann gibt jeder Kessel nach. Wegen einer Kleinigkeit gehst du in die Luft, dir platzt der Kragen. Und keiner kann DIESE Reaktion nachvollziehen und verstehen. Du bist innerlich so unter Druck, dass du weit entfernt bis von Ruhe und Gelassenheit. Und Geduld ist auch immer weniger möglich. Das bekommen auch völlig Unbeteiligte zu spüren. Zum Beispiel die Pferde, die über unsere inneren Zustände oft so viel besser Bescheid wissen, als wir selber.

Das Ergebnis

Das leidige schlechte Gewissen. Dass du dich nicht im Griff hattest, dass du die Kontrolle über deine Emotionen verloren hast, dass du nicht brav warst. Das Dumme an der ganzen Sache ist allerdings, dass du dich letztlich in einer Zwickmühle befindest, in der immer du es bist, dem es schlecht geht. Entweder du sagst nichts und behältst deine Meinung für dich – führt zu innerem Druck und Unwohlsein, überreizten Nerven und “dünner Haut”. Wenn du aber was sagst, dann kommt das schlechte Gewissen. Du hast nicht reagiert wie man es von dir erwartet, die Menschen können damit nicht umgehen und sind beleidigt. In dir ist nämlich vermutlich zusätzlich eine Angst. Die Angst, dass die anderen dich nicht mehr lieb haben, wenn du auf einmal nicht mehr “richtig” bist. Dass sie nichts mehr mit dir zu tun haben wollen. Du alleine dastehst. Dann lieber innerer Druck und Magenschmerzen.

Eine kleine Aufgabe

Für den Anfang werde dir deiner Emotionen erstmal bewusst. Das geht nicht immer, wenn man sich in der belastenden Situation befindet. Dein Chef würde vermutlich etwas komisch reagieren, wenn du mitten im Gespräch sagst “Moment mal bitte, ich muss gerade mal herausfinden, was in mir los ist.” Das geht natürlich nicht. Muss es aber auch nicht. Du kannst dir diese Situation aber, wenn du daheim bist und Ruhe hast, wieder hervorholen. In deiner Erinnerung, sozusagen als Film. Lass den Film ein paar Mal laufen und fange an, dich zu beobachten. Wie reagierst du. Was machen deine Hände, dein Gesicht, der ganze Körper. wie fühlt er sich an. Und was für Emotionen sind in dir. Nimm das alles einfach wahr. Ohne es zu bewerten. Das, was ist, ist weder gut noch schlecht, weder richtig, noch falsch. Es ist einfach da und du siehst, hörst und fühlst es. Lerne dich, deine Gefühle und deine Reaktionen einfach etwas besser kennen. Wenn du magst, schreibe es auf. Das kann zu einer ersten Erleichterung führen.

Mehr Infos über deine Wut und den Weg heraus – demnächst hier in diesem Blog