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Ein erster Schritt aus der Angst

Der Weg aus der Angst

Unsicherheit und Ängste sind ein großes Thema beim Reiten und im Umgang mit dem Pferd. Angst macht starr, handlungsunfähig, hilflos. Man fühlt sich ausgeliefert. Das kann tatsächlich bis kurz vor oder in eine Panikattacke führen.

Das Gegenteil von Angst?

Es gibt einen Zustand, der genau das Gegenteil von Angst ist. Und das ist ENT-Spannung. Wenn also der eine Pol die Angst ist, ist Entspannung genau der entgegengesetzte Pol. Wenn du mal in dich hineinfühlst, wirst du merken: beides zusammen geht nicht. Ein Mensch, der erfüllt ist mit Angst, kann nicht ENT-spannen. Er ist voll angespannt. Ein Mensch aber, der entspannt ist, fühlt keine Angst. Denn Angst hat eben immer auch mit AN-Spannung zu tun.

Und genau das ist ein erster Ansatzpunkt, wie du lernen kannst, anders mit deiner Angst umzugehen. Es muss nicht direkt die Angst angegangen werden. Viele wären dazu auch gar nicht in der Lage. Sie sind durch ihre Angst im wahrsten Sinne des Wortes arbeitsunfähig. Die Angst ist dann ein alles umfassendes Monster. Überall. Unbesiegbar. In diesem Zustand macht es keinen Sinn, noch mehr mit der Angst konfrontiert zu werden, als sowieso schon. Ein als unbesiegbar empfundener Gegner entwaffnet durch seine bloße Anwesenheit. Du bist kampfunfähig.

Von der anderen Seite

Deshalb macht es Sinn, sich genau vom anderen Pol her zu nähern. Die Entspannung hochzufahren. Und damit in ruhigen Situationen anzufangen. Das kann wunderbar gerlernt und dann geübt werden. Zunächst komplett ohne Pferd. Das hat, wenn du dann wieder ans Pferd gehst bzw. aufsteigst sofort Wirkung. Beim Pferd kommt die Ruhe ebenfalls an. Ein runtergefahrenes inneres System wird wieder arbeitsfähig. Der Stresspegel sinkt. Und in dem Maße, in dem Adrenalin und Cortisol abnehmen, beruhigt sich dein ganzes System. Du atmest wieder regelmäßiger und tiefer. Der Herzschlag beruhigt sich. Du kannst sprichwörtlich wieder “aus deinen Augen schauen”. Bist nicht mehr nur mit deinem inneren Zustand beschäftigt, sondern nimmst wahr, was da draußen tatsächlich passiert.

Zurück in der Realität

Meistens ist das nicht mal halb so schlimm, wie das, was du in deiner Angst empfunden hast. Du bekommst also wieder Kontakt zur Außenwelt. Dein Denken öffnet sich. Der Verstand setzt wieder ein und du kannst klar denken. Und wirst handlungsfähig und bist in der Lage, gezielt auf die aktuelle Situation zu reagieren. Mit dem Blick auf das, was tatsächlich passiert und einem Denken, das du wieder nutzen kannst (in der Angst verselbständigt sich das Denken. Du denkst nicht, du wirst gedacht). Und damit kannst du all deine Stärken, Fähigkeiten und Erfahrungen aktivierendie dich dabei unterstützen, ab sofort anders mit deiner Angst umzugehen. Der Teufelskreis ist unterbrochen. Und mit jedem noch so kleinen Erfolgserlebnis wirst du sicherer. Dein Selbstvertrauen wächst.

Eine erste kleine Übung

Hol dir mehr Entspannung ins Leben mit dieser wirklich kleinen, aber wirkungsvollen Übung:

“Atmen im Quadrat”

Fange an, deine Atmung bewusst wahr zu nehmen. Wie sich dein Bauch beim Einatmen hebt und beim Ausatmen wieder senkt. Und dann fange an “im Quadtrat” zu atmen. Atme vier Sekunden ein, das ist die obere Seite des Quadrates. Du atmest sozusagen die Seite entlang. Dann halte den Atem vier Sekunden an, die reche Seite hinunter. Das Ausatmen dauert wiedr vier Sekunden, untere Seite des Quadrates. Wieder vier Sekunden anhalten, die linke Seite hoch. Und das Ganze wieder von vorne.

Wichtig dabei ist es, das regelmäßig jeden Tag zu üben. Erstmal in ruhigen, sowieso schon enstpannten Situationen. Damit du in den Rhythmus kommst und es zur Gewohnheit wird. Wenn dir der Rhythmus vertraut ist, kannst du einen Schritt weitergehen. Gehe in deiner Vorstellung in die angsbesetzten Situationen. Fange aber auch hier mit solchen an, die nicht so richtig schlimm sind und steigere es langsam. Aktiviere in diesen Situationen über die Atmung deine Ruhe und Entspannung. Je intensiver du vorher geübt hast, desto zuverlässiger lässt sich das in diesen Situationen abrufen.

Wenn das sicher und zuverlässig funktioniert, geht es damit aufs Pferd. Dein Grunzustand hat sich durch das fortwährende Üben geändert. Dein Spannungszustand ist deutlich geringer. Du bist Herr deiner Sinne, kannst denken und vor allem merkst du, dass DU es bist, der das steuern kann. Und das ist vielleicht die wichtigste Erkenntnis von allen.

Nichts ist unveränderlich. Wenn du weißt, wie es zu verändern geht und wenn du es übst.